Im Morgengrauen begann am Montag die Fahrt des Deutsch Leistungskurses nach München. Vom Bahnhof in Rheda-Wiedenbrück fuhren wir mit dem Zug über Bad Oeynhausen und Hannover in die nördlichste Stadt Italiens, wo wir pünktlich – dies ist bei Fahrten mit der Deutschen Bahn eine Erwähnung wert – eintrafen. Nachdem wir unsere Zimmer im Wombats City Hostel in der Nähe des Münchener Hauptbahnhofes bezogen hatten, zog es uns auf die Straßen der pulsierenden Isar-Metropole. Unser Weg führte uns vorbei an herrschaftlichen Stadtvillen, vorbei an den Hörsälen der Ludwig-Maximilians-Universität, hin zur Theresienwiese. Diese lag leer und beinahe verlassen vor uns, was uns schmerzhaft die Folgen der Corona-Pandemie auf das größte Volksfest der Welt, das Oktoberfest, vor Augen führte. Nachdem wir uns so durch die Stadt hatten treiben lassen und etwas gegessen hatten, verbrachten wir den Abend gemeinsam mit ein paar Runden „Activity“.
Am Dienstagmorgen wurden wir nach einem rudimentären Frühstücksbuffet von Mikael Henriksson, einem gebürtigen Finnen, der seit 25 Jahren in München lebt, durch die Münchener Altstadt geführt. Der knuffige Henriksson zeigt uns u.a. das Neue Rathaus, den Viktualienmarkt, den Alten Peter, den Alten Hof und das Hofbräuhaus. Seine Führung gestaltete er durch das Erzählen von allerlei Anekdoten, wie z. B. die Entführung des kleinen Prinzen, Ludwig dem Bayern, durch einen Affen, lebendig und abwechslungsreich. Nach diesem spannenden Einblick in die Münchener Stadtgeschichte teilte sich unsere Gruppe. Die eine Hälfte des Kurses fuhr zur KZ-Gedenkstätte Dachau, dort wurden sie von Sibylle, einer Referentin die ursprünglich aus dem Kreis Gütersloh stammt, mit viel Liebe zum Detail aber auch der notwendigen Ernsthaftigkeit über dieses düsterste Kapitel der deutschen Geschichte informiert. Sie wurden über den Aufbau des Konzentrationslagers und die Strategien, die dort getestet und umgesetzt wurden, aus verschiedenen Perspektiven – KZ-Insassen, -Aufseher und zivile Bewohner – informiert. Dabei blieb es jedoch den Teilnehmern überlassen, die Eindrücke emotional auf sich wirken zu lassen und eigenständig zu bewerten. Allesamt verspürten sie dennoch ein beklemmendes Gefühl, während sie das Gelände, die Gedenkorte und Wiederaufbauten besichtigten. Die Schicksale der Inhaftierten wirkten dabei besonders im Museum, mit den vielen erhaltenen Ausstellungsstücken. Folglich waren die Teilnehmer fast ein wenig erleichtert, die Gedenkstätte mit vielen Fotos, Erinnerungen und Denkanstößen nach etwa zwei Stunden wieder zu verlassen.
Die andere Hälfte des Kurses spazierte zeitgleich bei strahlendem Sonnenschein durch den Englischen Garten, welcher u. a. den Ruf Münchens als Sehnsuchtsort begründet. Ihr Weg führte sie vorbei am Kleinhesseloher See hin zu der Eisbachwelle, wo Mitten in München Menschen aus aller Welt surfen können. Von dort ging es wieder zurück zum Kleinhesseloher See, wobei der Weg sie dieses Mal an der Burgfriedenssäule, dem Rumfordhaus und dem chinesischen Turm, in dessen Biergarten kurz verschnauft wurde, führte. Am See warteten sie dann auf die Besucher der KZ-Gedenkstätte. Als die Gruppe dann wieder vereinigt war, fuhren wir unter der herrlichen Spätsommer-Abendsonne noch ein Zeit lang Tretboot auf dem See. Hiernach zog es einen Teil von uns zu einem leckeren Miniatur-Burger, der andere Teil genoß in einem orientalischen Restaurant ein besonderes Mahl, das einigen noch länger in Erinnerung blieb.
Am Mittwochmorgen stand die Besichtigung des BMW-Museums auf dem Programm. Neben Einblicken in die Geschichte des Unternehmens konnten wir hier beispielhaft die Entwicklung von Motoren, Motorrädern und Automobilen verfolgen. Die vielen Exponate zeigten, wie sehr sich das Reisen mit dem Auto bzw. Motorrad in den letzten 100 Jahren gewandelt hat. In der Wechselausstellung wurde ein Blick in eine mögliche Zukunft geworfen und eindrucksvoll eine Vision für das Reisen der Zukunft zwischen Elektromobilität, Kreislaufwirtschaft und Digitalisierung skizziert. Nach einem kurzen Abstecher in die BMW-Welt, wo vor allem die vollautomatische Reinigungskraft durch ihre Höflichkeit faszinierte, gingen wir in den nahegelegenen Olympiapark, welcher für die olympischen Sommerspiele 1972 angelegt worden war. Auf Grund der vielen Kilometer, welche uns noch vom Vortag in den Beinen steckten, erkundeten wir diesen kurzentschlossen mit einer durch den Park fahrenden Bimmelbahn, wobei wir während der Fahrt einige spannende Informationen zu den Gebäuden und zur Geschichte des Parks erhielten. Im Anschluss fuhren auf den 291,28 Meter hohen Olympiaturm, von wo, trotz des an diesem Tage diesigen Wetters, einen atemberaubenden Blick über München hatten. Nach ein Paar Stunden Freizeit kochten wir am Abend im Hostel Nudeln mit zweierlei Saucen und Salat.
Am Morgen unseres letzten Tages in München besuchten wir den Tierpark Hellabrunn. Hier konnten wir unter anderem die lebhaften Affen, einen kleinen Hai, die gemütlichen Löwen und die imposanten Tiger bewundern. Nach einem freien Nachmittag besuchten wir abends das Herz der Münchener Kultur, das Hofbräuhaus. Das Neorenaissance-Gebäude bietet Platz für ca. 3500 Menschen und ist weltweit der Inbegriff für das bayrische, wenn nicht sogar deutsche, Lebensgefühl. Wir wurden an diesem Abend von Kellnern in Tracht mit bayrischen Spezialitäten verköstigt, während wir in einem der urigen Säle den Klängen einer Volksmusikgruppe lauschten.
Nach einem langen Abend fiel es dem ein oder anderen am kommenden Morgen schwer, sich von München zu verabschieden. Doch erreichten wir alle im Gegensatz zu unserem Zug pünktlich das Gleis. Nach einer mehrstündigen Rückfahrt trafen wir abends erschöpft aber glücklich wieder am Bahnhof in Reda-Wiedenbrück ein.