erschienen in „Neue Westfälische“, 19.09.2019
In der Bibliothek stehen hölzerne Häuser. Dort tauschen sich Schüler aus und können an den Computern auch Hausaufgaben erledigen. [Foto: Sigurd Larsen]
Einblick: Der kommissarische Schulleiter präsentiert im Neu- und Umbau der Gesamtschule Rheda „Bonbons“ für Schüler und Lehrer. Die Stelle der Schulleitung schreibt die Bezirksregierung Detmold neu aus.
Von Marion Pokorra-Brockschmidt
Rheda-Wiedenbrück. Gleich drei Bühnen stehen der städtischen Gesamtschule in der Aula an ihrem Standort in Rheda zur Verfügung. Dort wird am Freitag die offizielle Eröffnung des Neubaus gefeiert. Die Mitglieder des Schulausschusses und Verwaltungsmitarbeiter sahen sich dort jetzt schon um. Begrüßt wurden sie von Dominik Heikel.
Moderner Bau „wird zum Standard für andere Schulen“
Er ist kommissarischer Schulleiter. Die bisherige Rektorin Christiane Kociszewska, die zuletzt lange krank war, arbeitet inzwischen auf eigenen Wunsch bei der Bezirksregierung Detmold. Deren Pressesprecher Andreas Moseke bestätigte auf Anfrage der NW, „dass Frau Kociszewska im Bereich der Lehrerfortbildung tätig ist“. Schnellstmöglich soll nun die Leitungsstelle der Gesamtschule ausgeschrieben werden. Zeitlich eingegrenzt sei das Besetzungsverfahren aber noch nicht, so Moseke. Die Bezirksregierung lege jedoch Wert auf die Feststellung, „dass die Gesamtschule in Rheda-Wiedenbrück mitnichten ohne Leitung“ da stehe. Der kommissarische Leiter leiste eine hervorragende Arbeit.„Alles läuft sehr gut vor Ort“, sagte Moseke.
Vielseitig: In der Mensa gibt es für bis zu 500 Schüler zeitgleich Mittagessen. Der Raum, der drei Bühnen, auch eine gelbe, hat, wird zudem als Aula genutzt. [Fotos: Marion Pokorra-Brockschmidt]
Gemütlich: In der Lehrer-Lounge stehen höhenverstellbare Tische und Sofas. | Praktisch: Der Technikraum hat Druckluftanschlüsse über jedem Arbeitstisch. |
Wie sich der nun an der Fürst-Bentheim-Straße darstellt, wo die Stadt in die Um- und Neubauten der Gesamtschule 16 Millionen Euro investiert hat, schauten sich die Bürgervertreter an. Die Schule bilde eine Reihe von Höfen, verbunden durch eine innen liegende Schulstraße. „Sie schafft gleichzeitig Raum für gemeinschaftliches Lernen und Rückzugsorte“, informierte Fachbereichsleiterin Ina Epkenhans-Behr. Die einzelnen Gebäude sind Jahrgangshäusern mit Fachklassen.
In der hellen Aula,deren Dachvorsprung zurück gebaut wurde,finden zu Feiern fast 600 Leute Platz. Überwiegend genutzt wird der Raum als Mensa, wenn dort an den langen Schultagen montags, mittwochs und donnerstags Essen serviert wird – für zeitgleich etwa 500 Schüler. Zu laut werde es dann nicht, verwies Heikel auf eine sehr gute Akustik des Raums. Der ist durch leichte Tische und ein flexibles Gardinensystem wandelbar.
Heikel führte die Gäste auf die Schulstraße, „bei der kein Ende in Sicht ist“, weil sie so lang ist. Für deren Gestaltung lobte er den Innenarchitekten Sigurd Larsen. Damit Kinder und Jugendliche ihren Aufenthalt dort genießen können, wurden hausähnliche Möbel aus Holz aufgebaut, mal in rosa, mal in blau gehalten, um sich hinzufläzen oder an einem Tisch zu arbeiten. Vom Flur geht es zur Schülerbibliothek, die noch aufgebaut wird, und in der auch Computer stehen, um Hausaufgaben erledigen zu können. Über die Schulstraße wird auch „die Konkurrenz zur Mensa“ erreicht, sagte Heikel augenzwinkernd über die Küche, in der Schüler der Kiosk-Arbeitsgemeinschaft Brötchen und Snacks anbieten werden.
Sehr gute Bedingungen gibt es im Technikraum. Über alten Arbeitstischen der ehemaligen Matthias-Claudius-Schule, die aufbereitet wurden, hängen Druckluftanschlüsse, um beispielsweise an dem Thema Pneumatik zu arbeiten. Als weiteres „Bonbon“ bezeichnete Heikel die automatische Absauganlage im Maschinenraum, in dem unter anderem eine Kreissäge steht. Eine Besonderheit ist auch das zdi-Schülerlabor, das andere Schulen für Workshops buchen können. Dort entstehen Filme, beispielsweise für den eigenen Youtube-Channel.
Standardmäßig ist die Ausstattung der Klassen mit Beamer, Dokumentenkamera und White Boards, „weißen Tafeln“, so Heikel. Ab Oktober soll der WLAN-Ausbau für die Gesamtschule in Rheda beginnen. Die besuchen derzeit rund 800 Schüler, in die Oberstufe sind im neuen Schuljahr 87 Jugendliche gewechselt. Unterrichtet werden die Gesamtschüler in Rheda von 119 Lehrern. Deren Begegnungsraum nennt der Konrektor Lehrer-Lounge, ausgestattet mit Tischen, an denen auch im Stehen gearbeitet werden kann, und mit bequemen Sofas.
Manche Lehrer von anderen Schulen, aber auch Schüler, könnten angesichts der Ausstattung neidisch werden. In schulischen Neubauten sei eben alles anders zu realisieren als in bestehenden Gebäuden, sagte Georg Robra, Erster Beigeordneter, auf Nachfrage bei dem Rundgang. Umgesetzt worden seien in der Gesamtschule Rheda die Leitlinien für einen modernen Schulbau. Denn eine Schule sei heute im Ganztagsbetrieb nicht mehr nur Lern-, sondern auch Lebensort. Robra versicherte, dass der moderne Schulbau, der nun an der Fürst-Bentheim-Straße eröffnet wird, „zum Standard für andere Schulen wird“.